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Hinterfotzing

Hubertomatik

Aiwangers Spezlrechnung

Weshalb jetzt der Hubsi bei seinem Beispiel ausgerechnet mit sechs Spezl in den Biergarten ausgerückt ist, das wird sich wohl in einer seiner spartanischen Gehirnwindungen so ergeben haben. Auf jeden Fall kam er damit im Ranking der Unverständlichkeiten Edmund Stoibers Transrapidansprache schon sehr nahe. Das wiederum legt den Verdacht nahe, dass Aiwangers Spezlmathematik ein Biergartenbesuch mit seinen sechs Spezln voraus ging. Zumindest wäre das ein nachvollziehbarer Erklärungsversuch. 

Warum nur fällt mir bei Aiwangers Reden in niederbayerischem Hochdeutsch immer die Volkshochschule in der nördlichen Oberpfalz ein? Nein, er nahm dort keinen Unterricht und das ist das absolut Seltsame. Vielleicht kann man diese guturale Ausdruckweise auch durch den Konsum von Oberpfälzer Sprach-CDs erlernen, während man mit der Saugülle über den Acker mäandert. Aber warum um alles in der Welt sollte man das tun? Andererseits hat der Aiwanger vor vielen Jahren und außerhalb jeder Wahlzeit für den Aiwanger plakatiert und die Freien Wähler haben erst mal nur dumm aus der Wäsche geschaut und gar nicht gemerkt, dass ihnen da einer die Freiheit wegnimmt. Also wäre die Aiwanger'sche Lautverschiebung durchaus im Bereich des Zutraubaren.

Wie der Aiwanger bei sechs Spezln mit Bezugsperson auf einen fünfzehn Meter langen Tisch kommt, ist eine weitere Untergründlichkeit in Aiwangers Spezialmathematik, die wohl einmal als Hubertomatik in die Geschichte eingehen wird.

 

Na endlich

Morgen ist Hinterfotzing in der Zeitung

Während die ganze Welt jede Menge mitzuteilen hat, scheint es in Hinterfotzing nichts Berichtenswertes zu geben. Tag für Tag keine Erwähnung im Lokalteil von Hirndübelpress. Manchmal wird ein uraltes Ding ausgegraben und dann groß und breit aufgemacht. Aber Neuigkeiten? Die suchst du lang. Doch morgen ist Samstag und da kommen die Jubilare und da müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn in Hinterfotzing kein Jubilar ist.

Mittlerweile ist der Samstag in manchen Wochen der einzige Tag an dem Hinterfotzing in der Hirndübelpress erwähnt wird. Freilich, so prickelnd sind die Jubiläen auch nicht. Immerhin steht da auch nur "Sepp Glatzkopf 80, Hinterfotzing". Schon dürftig aber mehr gibt es halt nicht. Als regelmäßiger Zeitungsleser und Heimatpatriot bist du deshalb dafür schon froh. Immerhin rührt sich ja auf der Homepage von Hinterfotzing auch kaum was. Das Bannerbild kenne ich jetzt schon in- und auswendig und könnte dir aus dem Gedächtnis sagen, wie viele Strommasten da drauf sind. Vermutlich hat der Bildverantwortliche gemeint, dass es gut ist, wenn Strommasten drauf sind, weil dann der potentielle Gewerbeansiedler gleich sieht, dass es Strom gibt. Ansonsten zeigt die Ansicht sehr schön, wie sich Fuchs und Hase "gute Nacht" sagen.

Das muss man sich auch erst mal trauen. Die meisten kommunalen Webseiten treten ja auf, dass du meinst, dort ist der Nabel der Welt. Hinterfotzing hat das nicht nötig, denn es weiß genau, dass es von Nabel der Welt weit entfernt liegt. Also trägt man demonstrativ Bescheidenheit zur Schau. Das ist perfektes Understatement. Als Dilettantismus getarnte Zurückhaltung. Freilich eine Gratwanderung. Aber so lange man die Absicht dahinter erkennt, ist es ein absolut machbarer Weg und der lockt an, weil die offensichtlichen Lücken die Neugier wecken. Wir dürfen also weiterhin gespannt sein, wie sich die gezielte Informationslosigkeit auf die Zukunft Hinterfotzings auswirken wird.

Donnerwetter

Herrn Elvaus erste Schlappe

Zur Zeit wird bayernweit konstituiert was das Zeug hält. Natürlich geht es da vor allem um die Bürgermeisterstellvertreter, ja ist doch klar. Und jeder Bürgermeister sucht da seine Kandidaten in Stellung zu bringen. Damit das klappt muss die eigene Fraktion natürlich eingeschworen werden und genau da scheint dem Herrn Elvau ein ziemlicher Fehler unterlaufen zu sein, denn beide Stellvertreter standen mit Sicherheit nicht auf seiner Wunschliste, der Zweite schon überhaupt nicht und dass der Zweite dann auch noch mit fast 3/4-Mehrheit gewählt wurde, dürfte Herrn Elvau einigermaßen Kopfzerbrechen bereiten.

Dass muss einem ja schon bei rudimentären Kenntnissen des Zahlenraums von 0 bis 21 klar sein, dass ein Kandidat aus dem anderen Lager nicht 3/4 der Stimmen bekommen kann, wenn das eigene Lager über eine satte Mehrheit von knapp 3/4 verfügt. Jetzt wird er wohl grübeln, wo er sich verrechnet hat. Vermutlich bei den eigenen Gemeinderäten, also nicht denen seiner Listen, sondern denen seiner Listen, auf die er zählen kann. Und er wird sich wohl mit Vertretern abfinden müssen, von denen er nicht vertreten werden will. Vielleicht haben aber auch die Gemeinderäte, also die Unberechenbaren gedacht, dass man Herrn Elvau durchaus mal eine Grenzlinie ziehen kann, damit er weiß, wo seine Macht endet.

Gerüchten zufolge sitzt Herr Elvau seither in seinem Grübelzimmer mit aufgeklapptem Laptop und hunderten geöffneten Exceltabellen, wo er untermalt von monotonen Langzeitmonologen herauszufinden sucht, wie das passieren konnte. Dabei habe ich gleich gesagt: Ein Gemeinderat ist kein Feuerwehrangriffstrupp, sondern ein unberechenbares Gremium. Keine Ahnung welch flammende Empfehlungsreden er für seine Wunschkandidaten hielt, gezündet haben sie jedenfalls nicht. 

Und das sage ich dir: Wenn einer Bürgermeister werden will, dann ist es schon gut, wenn er ein guter Redner ist und außerdem sollte er ein guter Diplomat sein. Wobei ein guter Diplomat unbedingt ein guter Redner sein muss, während ein guter Redner kein guter Diplomat sein muss, wenn er nicht Bürgermeister werden will, sondern Festredner oder Prediger oder so was. Drum wundert's mich immer wieder, dass sich Leute um das Bürgermeisteramt bewerben, bei denen weder das eine noch das andere messbar vorhanden ist. Aber siehst du: Nicht die bewerben sich, die Bürgermeister können, sondern die, die Bürgermeister wollen und das ist leider ein gravierender Unterschied. Wenn das die Wähler erkennen, dann kann es noch mal gut ausgehen, aber mal ehrlich: die Wähler - völlig unberechenbar, teilweise sogar unbrauchbar.

Das große Erwachen

Was wir aus dem Shutdown lernen können

Der Mensch zieht aus allen Erfahrungen seine Schlüsse. Ein syrischer Philosoph sagte mir einmal: "Jede Begegnung verändert dich!" Ja, er hatte recht. Denn jede Begegnung, jedes Erlebnis verändert. Das fängt schon mit dem ersten Griff auf die heiße Herdplatte an. Dem Vertrauen und Misstrauen zu Menschen auf Basis der Erfahrung, die wir mit ihnen machen. Und unsere Entscheidungen basieren auf immer mehr Erfahrungen, also werden sie besser, zumindest theoretisch. Praktisch funkt uns der innere Schweinehund manchmal dazwischen.

Mit dem Coronashutdown konnten wir nun unheimlich viele neue Erfahrungen machen. Zum Beispiel wie wichtig eine eiserne Klopapierration ist und dass man heute keine Maske aufsetzen muss, morgen aber schon. Dass auf einmal kostenlose Busse möglich sind und vieles im Internet erledigt werden kann, was vorher unmöglich schien. Und wer hätte gedacht, dass wir ohne Billigflüge auskommen? Auf einmal sind Heimarbeitsplätze kein Problem und man kann sich auch bei wichtigen Dingen per Videokonferenz unterhalten, sogar auf internationaler Ebene. Die Menschen kochen wieder, wow! Und es scheint ihnen sogar zu gefallen. Man freut sich über die Erlaubnis zum grundlosen Hausverlassen. Die kleinen Dinge finden wieder Wertschätzung. Also nicht die ganz kleinen, diese Coronas. 

Könnte vielleicht sogar manches davon bleiben? Kostenloser ÖPNV? Weniger Flugbetrieb? Weniger Staus? Mehr Freude am Kleinen? Klopapier als Sicherheitsfaktor in Notzeiten? Das wäre freilich schön, doch lassen die angehäuften Erfahrungen eher vermuten, dass alles möglichst bald wieder in den Verrücktmodus hochschaltet und Ischgl sich bald wieder zum Mega-Party-Snowdome emporschwingt, wo die Gletscherehe wieder als eisfunkelndes Eventparadies angestrebt wird. 

Aber dann kommen auch die wichtigen Probleme wieder in den Fokus und die haben mit ausreichend Masken und Klopapier wenig zu tun. Das Klima, die Natur, das Artensterben, die Ausbeutung. Ja, das kommt dann auch alles wieder. Denn wenn wir wieder ins Turboleben hochschalten, dann geht's auch den Ressourcen wieder ordentlich und rücksichtslos ans Leder. Aber das ist halt der Mensch, er kann nicht anders. So wie der Frosch an der Zigarette zieht, bis es im den Luftsack zerreißt. Unser Luftsack heißt Atmosphäre, da werden wir wohl bald eine zweite brauchen.

Corona kontra Bienen

Wie Corona das Volksbegehren killt

Alles! Corona beherrscht alles. In den Medien nur mehr Corona, in der Politik nur mehr Corona. Deutschland im absoluten Ausnahmezustand. Man wollte die Ansteckungskurve abflachen und das hat man geschafft. Aber dann wäre es auch gut gewesen. Mittlerweile ist die Corona-Pandemie zur Corona-Hysterie mutiert und jegliches Gefühl für Maß und Ziel ging verloren. Nein! China hat Corona nicht in irgend einem Biowaffenlabor freigesetzt. Trotzdem ist Corona ein schönes Beispiel, wie man mit sehr geringen Mitteln sehr effektiv Krieg führen kann. Viren sind unsere ständigen Begleiter. Sie sind so alt wie das Leben. Sich den Viren entziehen zu wollen, dazu müssten wir von der Erde fliehen und selbst dann nähmen wir sie mit. Und mal ehrlich: Die Erde hätte allen Grund, uns zu dezimieren.Wir sind ja nicht nur sehr viele, sondern gebärden uns auch so, als gäbe es nur uns. 

Dabei waren wir auf einem guten Weg. Zugegeben: nicht freiwillig. Aber das Volksbegehren "Rettet die Bienen" hat die konservative bayerische Politik in Bewegung versetzt. Aber nun scheint alles wieder beim Alten. So lange keiner klagt, wird sich daran auch nichts ändern. Corona geht vorbei und wo sind dann die Resultate der Annahme des Volksbegehrens? Ein paar Blühstreifen? Das kann es ja wohl nicht gewesen sein. Schlimm genug, dass die Düngeverordnung verschoben wurde. Im Herbst wurde nach der Vegetationsphase massiv Gülle ausgebracht, um die Gruben für den Winter zu leeren, was ist das für eine Logik? Weil man nicht ausreichend Stauraum hat, muss die Gülle raus, egal welche Folgen das hat. Egal, was im Grundwasser landet, in den Bächen und Flüssen.

Wenn aus ökonomischen Gründen Güllegruben am Minimalprinzip ausgerichtet werden, dann sind billige Lebensmittel die logische Konsequenz. Es wäre schon gut, wenn man bei Entscheidungen das Thema bis zum Schluss durchdiskutiert. Die Folgeschäden sind höher als die Einsparung, dazu muss man nur einen Blick auf die Felder werfen. Ja, vielleicht ist sie verzichtbar, die Lerche, die sich voller Lust erhebt. Vielleicht braucht man den Maulwurf nicht. Und das vom Mähwerk zerrissene Rehkitz hätte eh nur die Tannentriebe abgeknabbert. Doch was verändert sich, wenn der Maulwurf geht. Wie steht es um das Gleichgewicht, wenn Insekten verschwinden und Arten sterben? Sterben vielleicht auch systemrelevante Arten aus?

Keiner weiß das, aber wir riskieren es trotzdem des Profits wegen. Weil die Ökonomie uns keine Chance lässt. "Wachse oder weiche!" So lautete das Motto und die Gewachsenen müssen sich dem Diktat des Kapitals unterwerfen, sonst gehen sie unter. Alles also alternativlos. Die Zerstörung der Welt als Preis des ökonomischen Überlebens. Das kann nicht aufgehen. Also stellt sich nur die Frage, wie weit  sich die Spirale der Gewalt gegen die Natur hochschrauben muss, bis es kein Weiter mehr gibt und wie wir dann mit dem angerichteten Desaster weiterleben können und zu welchen Bedingungen. "Macht euch die Erde untertan!" Nicht mal im alten Rom ging man mit den Sklaven um, wie wir es mit der Erde tun.

Und warum?

Landwirtschaft 2.0

Das Turboerwachen der Agroindustrie

Die Landwirtschaft war von jeher nach Höhenlage zeitverschoben. Und wenn du aus einer höheren Lage in eine niedrigere reist, dann kommst du schnell in eine andere Agrozeitzone. So erlebte ich das am Donnerstag, als ich rund zweihundert Höhenmeter tiefer auf geballte Agropower traf. Dazu muss ich sagen, dass ich mit einem 28er Deutz aufgewachsen bin. Damals glaubte ich, dass dieser Bulldog Bäume umreißen könnte. Eine Überzeugung, die ich im Lauf der Zeit mit vielen anderen über Bord werfen musste. Später kam ein 40er Deutz und dann ein 60er mit Allrad. Als der 60er kurzfristig neben dem 28er stand, war das wie David und Goliath. Bis dahin hatten wir einen 200 Liter Dieseltank, der reichte sehr lange und dann kam der Esso-Mann. Wenn ich heute mit dem 60er in die Landmaschinenwerkstatt fahre, dann ist der 60er nun in die Rolle des David geschlüpft.

Neulich füllte ich in einer Landtanke das Auto auf. Das hat einen 45-Liter-Tank. An der Dieselsäule gegenüber tankte ein Bulldog, na ja, vielleicht ist Bulldog da nicht mehr der richtige Name. Agrarbolide wäre wohl passender. Ich zahlte knapp 50 €, der Agronom legte etwas mehr als 600 € auf den Tresen. "Na!" meinte ich, "das reicht aber jetzt für eine Woche!" "Nein", meinte der Agronom, "ich bin morgen Abend wieder da." Geht, weil es Dieselbeihilfe gibt. Geht, weil es für alles und jedes EU-Geld gibt. Und so steigt die Effektivität, so steigen die Erträge. So steigt das Angebot und wird zum Überangebot und dann kommt das große Wundern, warum die Preise fallen. Aber so funktioniert der freie Markt.

Bauern arbeiten oft sieben Tage in der Woche. Sie versuchen ihre Kosten immer noch durch Produktionssteigerung auszugleichen, aber das drückt die Preise noch weiter runter. Ein Teufelskreis, den scheinbar niemand durchbrechen kann. Aber das Spiel hat ein sichtbares Ende. Man kann Milch nicht zum Negativpreis verkaufen, wie das bei Öltermingeschäften zur Zeit passiert. Es sei denn Europageld gleicht das aus, aber Europageld ist Steuergeld. Da beißt sich die Katze also in den Schwanz. 

Bei meiner Reise schien der komplette Maschinenpark auf Achse. Mähtraktoren, die 10 Meter auf einmal niedermähen. Doppelschwader hinter Traktoren, die sich nicht scheuten, die Kurven zu schneiden und deutlich mehr als ihre Fahrbahnseite für sich beanspruchten. Abschiebewägen, die dem Braunkohletagebau zur Ehre gereichen. "Der pure Wahnsinn", so war mein Eindruck. Und ich erinnerte mich daran, dass wir noch vor kurzem einen schonenden und nachhaltigen Umgang mit der Natur forderten. Dass wir die Bienen schützen wollten und das Insektensterben aufhalten. Aber was ich sah, war Agroindustrie auf neuem Turbolevel. Das frühzeitige und massive Abernten, das keinem Lebewesen, das sich in den Agroindustrieflächen angesiedelt hat auch nur den Hauch einer Chance lässt. Müsste ich das Erlebte mit einem Satz beschreiben, dann hieße der "Die totale Vergewaltigung der Natur!" Und es tut weh, zu sehen, dass die Natur auf Teufel komm raus ausgebeutet wird und der Karren mit Maximalgeschwindigkeit die Wand ansteuert, an der er unweigerlich zerschellen muss. Wenn das passiert, wird es bitterböse und es soll keiner sagen, dass man es nicht gewusst habe. Man weiß es! Und man tut es trotzdem. Und warum?

Wo zwei oder drei

in meinem Namen verstreut sitzen

Ja, das wird ein Spaß bei den ersten Gottesdiensten nach dem Coronafall. Mit Platzeskorte und Absperrbändern. Kommunionausteilung mit Spuckschutz oder stumm. Da kommt sicher Stimmung auf, zumal auch nicht gesungen werden darf. Friedensgruß sowieso nicht. Und viel Luft zwischen den Besuchern. Gut das kann auch eine Chance sein, denn wenn Gott die Gottesdienste vermisste, kann er sich nun unerkannt zwischen seine Gläubigen setzen und Religion mal aus nächster Nähe erleben. Nun ist es aber so, dass akkurat die treueste Schar auch die Betagteste ist und somit die Meisthysterierte und ob die dann kommen? Oder lieber voller Angst daheim weiter schlottern und bevorzugt einsam vergreisen. Aber Vorschrift ist Vorschrift. Während man am einen Tag noch unmaskiert einkaufen durfte, war es anderntags ein Delikt. Ja, so sind wir. Entweder oder, ein Dazwischen gibt es nicht. Im Maskenjargon, also eine Halbmaske. Unmöglich! Was da alles aus einem unverhüllten Nasenloch entweichen könnte.

Eine gute Zeit für Bankräuber, denn die können jetzt ganz toll üben, wie es ist, mit einer Maske die Bank zu betreten. Sogar das Auf- und Absetzen können sie ganz natürlich üben, damit es nach dem Coronafall sitzt. Man wird so manches hinterfragen, wenn uns die Normalität wieder bekommt, zumindest sollte man das hoffen. Aber eines ist schon erstaunlich: Was auf einmal Geld da ist. Da schlackerst du mit den Ohren. Nor vor kurzem hieß es bei Forderungen nach Diesem und Jenem, dass es zwar wünschenswert wäre aber leider nicht finanzierbar ist. Und bei den Pflegeberufen wird sich zeigen, ob die große Anerkennung und Systemrelevanz die Krise überlebt oder das "leider nicht finanzierbar" zurückkehrt. Der Mensch ist ja so vergesslich.

Gegen Dürre

Bayern hat die Lösung

Die Landwirtschaft sät mit wehenden Fahnen, Staubfahnen halt und die, so stellte eine Studie der Sepp-Ochsen-Stiftung neulich fest, sind eine Folge von Trockenheit. Da im Flur des Maximilianeums noch ein ganzer Bürowagen mit Soforthilfen herumstand, schnappte sich Bauernministerin Canabis ein ganzes Bündel davon, damit die von der Trockenheit am meisten betroffenen Bauern zumindest im Getränkemarkt ihren eigenen Durst stillen können.

In langen Testreihen untersuchte die Sepp-Ochsen-Stiftung, welche Maßnahmen im Kampf gegen die Trockenheit ergriffen werden könnten. Von Seiten der Bauern wurden sofort EU-Förderungen gefordert und zwar nach Trockenheitsgrad, also je trockener desto mehr. Sie meinten, dass dadurch auch der Umweltgedanke berücksichtigt würde, weil man ja extrem trockene Felder nicht mehr bestellen kann und dadurch viel Diesel einspare. Die Dieselbeihilfe solle aber auch für die eingesparte Dieselmenge bezahlt werden. Diese Maßnahme würde jedoch die sowieso schon arg gebeutelte Mineralölindustrie hart treffen.

Als Hauptursache für die Trockenheit ermittelte die Sepp-Ochsen-Stiftung das Fehlen von Feuchtigkeit und stellte mehrere Alternativen vor, wie man diesen Mangel ausgleichen könnte. Schließlich einigte man sich auf eine möglichst naturnahe Lösung. Mit knapper Mehrheit stimmten die Abgeordneten für das Konzept Regen. Ausschlaggebend waren letztlich die Transportkosten. Knapp unterlegen ist das Konzept "Hochwasserumleitung", das die Hochwasserfluten in Dürregebiete umgeleitet hätte. 

Die Bauern forderten, dass Regen unbedingt bezuschusst werden müsse und zwar in Form von flächenbezogenen Sofortzahlungen, Ministerin Canabis sagte das zu. Die Staatsregierung beschloss als erste Sofortmaßnahme, dass es ab Sonntag zwei Wochen regnen soll. Das rief die Kötztinger auf den Plan, die um ihren Pfingsrtitt fürchten. In einer Petition verlangten sie, den Regenbeginn auf Dienstag zu verschieben und die Wochenenden jeweils regenfrei zu halten. Dieser Forderung schlossen sich auch die Biergartenbetreiber an. Sie hoffen darauf, dass auch die Nachmittage regenfrei gehalten werden können.

Nun ringt die Staatsregierung mit den Möglichkeiten, das Regengesetz in die Praxis umzusetzen. Vielversprechend waren bislang nur unterschiedliche Regentänze, die man dem indianischen Umfeld entlieh. Auch Wetterkerzen könnten eine Lösung sein, allerdings gibt es bislang nur das Modell zur Unwettervermeidung. Möglicherweise läuft es also doch auf die Hochwasserumverteilung hinaus. Deshalb wird unabhängig untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen Dürrezeiten und Überschwemmungen gibt. Erste Untersuchungen in Biergärten deuten darauf hin, weil der Bierumsatz mit Temperatur und Trockenheit steigt.

Allein schon die Übersichtlichkeit der versammelten Kompetenz in der bayerischen Staatsregierung ist ein absoluter Garant dafür, dass dieses Problem, wenn schon nicht gelöst, dann doch zumindest verschärft wird.

Alles Spargel oder was?

Was man über das ellenlange Gemüse wissen sollte

War es jetzt die dritte oder die vierte Klasse? "Spargel" stand im Lesebuch und keiner wusste, was das ist. Also fast keiner, denn der Sohn vom Chefarzt schon. Der Rest: spargellos. Nicht mal die Schwarzwurzel kannten wir, den Spargel des kleinen Mannes. Gab es nicht, brauchten wir auch nicht. Als ich zum ersten Mal Spargel aß, war ich nicht überschwänglich begeistert, dachte, so was müsste intensiver schmecken. Heute kommt bei uns nur grüner Spargel auf den Tisch und nur in der Spargelzeit. Also noch nicht, wenn mit schwarzer Plastikfolie ohne Ende die Spargelbeete abgedeckt werden, damit der Spargel schneller reift, damit man den ersten Spargel hat, damit man die höchsten Preise bekommt. So läuft das Spiel. Spargel ist heute ein Massenprodukt. Der Spargelbauer bekommt EU-Gelder, weil die Massenproduktion den Preis in den Keller gerissen hat. Wann wird die Landwirtschaft das endlich begreifen. Die Spargelernte lässt sich nur mit billigen Saisonarbeitern bewerkstelligen, denen vom Mindestlohn selbstverständlich Unterkunft und Verpflegung abgezogen wird. Auch die Plastikfolien werden kein zweites Mal verwendet sondern landen auf dem weltweiten Plastikmüllberg. Man kann also am Spargel recht schön beobachten, wie sich eine ganze Branche binnen weniger Jahre selbst ruiniert hat und dabei auch noch die Umwelt schädigt. Aber wie ziehst du diese Kuh wieder aus dem Brunnen? Also ich würde mit der Streichung der Subventionen anfangen und dann mit einem Verbot von Plastikplanen auf Feldern weiter machen. Dann würde ich die Erntebedingungen verbessern. Das würde ich für alle Spargelbauern in Europa vorschreiben. Freilich würde dadurch der Spargel teurer. Aber bitteschön: Es ist Spargel, den muss man nicht jeden Tag auf dem Tisch haben und dann ist er wieder was wert. Ist wie Steak auf vegetarisch.

Leimbinder

Die Veredelung des Käfers

Es ist schon ein Kreuz mit den Wäldern. Der eine Käfer bringt die Fichten um, der andere die anderen Nadelbäume. Noch ist der andere nicht so populär, aber was weiß man schon und wenn du als Waldbauer wieder mal einen dürren Kratzen siehst, dann spürst du, wie das Geld aus dem Geldbeutel rinnt. Im Gründe müssten die Waldbauern schon alle spindeldürr sein. Sie sind es nur deshalb nicht, weil es andere Einkünfte gibt oder ein Polster. Aber es ist schon interessant, wenn man sich die Entwicklung von Konstruktionsholz anschaut. Mittlerweile scheint ja Leimholz der Verkaufsschlager. Leimholz für Binder, Leimholz für Sparren. Alles was trägt wird aus Leimholz gemacht. Ich hoffe ja schon, dass die Leimkocher ein bisschen auf Ewigkeit achten, nicht dass der Papp nach ein paar Jahren den Dienst quittiert. Da sind wir ja kein ungebranntes Kind. Leimholz entsteht aus getrockneten Brettern. Wobei es keinen Unterschied macht, ob die nun Käfer waren oder nicht, ob die Tanne waren oder Fichte. Für Leimholz passt alles und immer mehr Holz wird zu Leimholz. Aber wehe wenn du anlieferst und du kommst mit Tanne, dann gibt es Tannenabschlag oder du kommst mit Käfer, dann Schadholzpreis, auch wenn es Leimholz wird. Also Sägewerke haben es momentan schon vorteilhaft, vor allem wenn sie Leimholz produzieren können. Man nennt das Gewinnmaximierung und sogar das Finanzamt unterstützt das. Du musst also nicht glauben, dass Kolle, Käfer und Schneebruch nebst Sabine nur Verlierer kennen. Drum habe ich neulich eine schnurgerade Tanne mit ca. 8 Meter Holz fein säuberlich in Meterstücke geschnitten und zu Brennholz gespalten, weil ich in der Wertschöpfungskette auch mal das Maximum heraushauen wollte. Und dann hatte ich doch ein schlechtes Gewissen, trotzdem war die Entscheidung finanziell richtig. So verrückt ist das eben heute.

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