Hinterfotzing abonnieren

Wenn du über neue Artikel in Hinterfotzing per E-Mail informiert werden willst, dann brauchst du dich lediglich als Abonnent eintragen.

Du brauchst nur deine E-Mail-Adresse eingeben und auf "abonnieren" klicken.

Nach klick auf "abonnieren" bekommst du eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Erst nach Klick auf diesen Link bist du Abonnent.

Jede Abo-Email enthält einen Link zum Abmelden des Abos.

Hinterfotzing

Banalatoranstich

Die Kunst im Wald keinen Baum zu finden

Mit relativ wenig Organisationstalent kann man sich seit Jahren durch die vierzig Fasttage mit Starkbier durchsaufen. Nahezu jede größere Garage hat mittlerweile ihren Atoranstich. Ob es der Salvator, der Humorator, der Triumphator, der Heliator oder der  Banalator ist, spielt dabei keine Roll, Hauptsache er wirkt. Es braucht eine Musi und es braucht einen Fastenprediger, der so blöd, gutmütig, bühnengeil oder sonst was ist, dass er sich die Mühe macht, eine Fastenpredigt zu schreiben. Heuer haben sie es ja gut, die Fastenprediger, der Tisch ist reich gedeckt, sie können nach Herzenslust zugreifen. Das heißt, wenn sie sich trauen. Drischt man auf die große Politik ein, dann kann man schon mal nicht viel falsch machen, aber das ist halt für das Publikum nicht mehr als Aboessen, eine Werktagskost.

Kommunale Schmankerl

Heuer aber ist Kommunalwahl und wenn der Atoranstich vorher ist, dann wird ein guter Fastenprediger wohl die deftigsten Stücke aus der Kandidatenschüssel fischen, sie mit viel Appetit anrichten und genussvoll verspeisen. Freilich muss man dazu einen Arsch in der Hose haben, denn auf die Gustostückerl kommt es an, also auf die, die es auch aushalten müssen. Nicht die Loser, die Listenfüller, die für ein paar Wochen mit geschwollenem Kamm herumlaufen dürfen. Sie bekommen am Wahltag eh ihr Fett weg und das wird hart genug. Nein, die anderen, die sind das Ziel, die Selbstdarsteller und sonstigen Paradiesvögel. Das ist die Speise eines versierten Atorpredigers. Die zerlegt er mit feingeschliffenem Tranchiermesser. Wo ist hier übrigens die Frauenquote? Aber ja: Der Zölibat! Wird ja nichts mit Frauenquote am katholischen Altar. Aber auch das eine Steilvorlage für jeden Fastenprediger.

Fade Suppn

Fad wird die Predigtsuppn, wenn der Arsch in der Hosn fehlt, wenn der Atorprediger am besten nicht gefragt worden wäre, weil er es entweder nicht kann oder sich nicht traut. Oder noch schlimmer, kein Gespür dafür hat, was die Pointen sind und wie man sie setzt. Leider ein weitverbreitetes Manko. Da kannst du dich eigentlich nur vorher ordentlich zusaufen, dann kriegst du die Dilletanz wenigstens nicht mit. Da hilft es auch nichts, wenn du die Aufgabe auf mehrere Schultern verteilst. Vier Teller fade Suppn machen dich satt, aber Genuss schaut anders aus. 

Aber es funktioniert trotzdem, denn die beste Pointe zerschellt am mangelhaften Mitdenken. Damit ist sie fehl am Platz und Dilletanz völlig ausreichend, wenn nicht sogar besser. Leider. Aber das sind die harten Tatsachen, an denen kommst du nicht vorbei. Wer Bildungsabwanderung für etwas hält, das keinen Schaden anrichtet, der muss schon recht wenig von Bildung halten. Selbst wenn man - warum auch immer - die eigene Bildung nicht im Übermaß bekommen hat, sollte man doch ihren Wert erkennen und sie schätzen. Beim Talent eines Sportlers kann man es ja auch.

Faaasching is hiazt üüüüberoi

Zeit zur Entkarnevalisierung des Bayerischen Waldes

Wie leicht kommt dir ein "Hellau" über die Lippen? Gell, da braucht es schon eine einigermaßen angesoffene Stimmung. Eh kein Wunder, wir sind keine Rheinländer. Das denke ich mir jedes mal, wenn die Elferräte ihre Zipfelnarrenmützen aufsetzen und das nicht minder peinliche Umhängchen über die Schultern breiten, um dann im Rathaus einen völlig unbrauchbaren Schlüssel einzufordern. Da fehlt mir dann bloß noch das ebenso unpassende Adjektiv "proppenvoll" als Krone der Zwangsgaudi. Ja, da muss man durch oder ausweichen, wer kann und sich das erlauben darf. Fasching ist das nicht und eigentlich hätten wir das auch gar nicht nötig. Aber die Protagonisten sehen das natürlich völlig anders. Wer liegt richtig? Beide! Denn es ist immer eine Frage des Blickwinkels und des persönlichen Geschmacks. Schwierig wird es erst, wenn man den Begriff Tradition dafür missbraucht. Neulich las ich in der Zeitung, dass "traditionelle Perchten" auf den Weihmachtsmärkten unterwegs waren. Da muss man schon feststellen, dass traditionelle Perchten höchstens im Salzburger Land vorkommen können und Weihnachtsmärkte auch nur auf eine recht begrenzte Tradition zurückblicken. Das alles kam erst mit dem Kommerz und nichts anderes sind auch die ganzen Perchtenraubkopien. Möglicherweise braucht es der eine oder die andere, in so eine Fratze zu schlüpfen und wenn es dem Umsatz der Weihnachtsmärke hilft!? Für mich eher ein Grund, einen Weihnachtsmarkt zu meiden. Denn Weihnachten hat mit diesem Perchtenverschnitt recht wenig gemein. Sogar der Krampus hat nichts christliches, sondern ist ein Relikt vorchristlicher Zeit. Genaugenommen ist dieses ganze Getöse und Adventgeblende das Gegenteil von Advent. Denn Advent war einst dunkel und still und Weihnachten war Licht. Heute scheint es fast umgekehrt. Fast nahtlos geht der Adventradau in den niederbayerischen Karneval über. Dann kommt die Starkbierzeit mit derben Witzen als Vorbereitung auf Ostern. Mit ein wenig Termintalent kann man sich nahtlos durchsaufen und am Karfreitag fasten, weil man beim besten Willen nichts hinunter bringt. 

Entkarnevalisierung Niederbayerns

Über die notwendige Besinnung auf die eigenen Werte

Ja, man müsste ihn dringend gründen, den "Verein zur Entkarnevalisierung Niederbayerns", ähnlich wie der "Verein zur Förderung des Ansehens der Blut und Leberwurst". In den letzten Jahren wird alles importiert, Halloween aus den USA, hochzeitliches Reiswerfen aus Asien, Knutparty aus Skandinavien und natürlich maximalhellauisierend, der rheinische Karneval, der dem eher sitzenden niederbayrischen Fasching radikal den Garaus gemacht hat. Sonst mag man sie ja höchstens als Urlauber, die Jecken vom Rhein, vor allem, wenn sie ihr Geld da lassen. Aber dass die Rheinländer nun unseren Fasching komplett unterwandert haben und bei uns auf einmal Elferräte mit Narrenkappen schon ab dem elften November herumlaufen und mit überdimensionalen und damit unbrauchbaren Rathausschlüsseln herumfuchteln kann man eigentlich nur mit den desaströsen Auswirkungen jahrzehntelanger Bildungsabwanderung erklären. Da wird der unsinnige Donnerstag zur Megaparty hochgedopt, so dass ein beschaulicher Dorfplatz binnen kürzester Zeit zum Gasscherbenviertel verkommt, auf dem maximalalkoholisierte Zombies mit herausgerissenen Klotüren herumlaufen, aber hauptsache der Umsatz stimmt, der Umsatz rechtfertigt alles. Und immerhin ist es meinsten irgend ein Förderverein, mit dem man den Deckmantel der Gemeinnützigkeit über den vollbrachten Irrsinn wirft. 

War der Fasching so schlecht? Da gab es schöne Masken und lokale Missgeschicke wurden durch den Kakao gezogen. Freilich, der Fasching war drinn, wo er im niederbayerischen Winter deutlich besser aufgehoben ist. Er musste auch nicht kommentiert werden, denn jeder wusste, was und vor allem wer gemeint war und auch warum. Natürlich wurde über den Durst getrunken und manch fundamentaler Rausch mag auch einem Abend das vorzeitige Ende bereitet haben, aber wenn dann ein Glas zerbrach, dann halt, weil es der Trinker der Schwerkraft nicht mehr entziehen konnte. Die Qualität eines Faschingszuges maß man an den Themen und nicht an der Zahl der Monstertraktoren, die in ihren Frontladerschaufeln Generatoren heulen lassen, damit auf den Wägen Boxengiganten die Eingeweide erschüttern, um die Inhaltslosigkeit des Dargestellten und dessen Alkoholisierung zu übertönen. Die Zuschauerströme geben dem Wahnsinn auch noch recht. Aber was willst du von Menschen erwarten, die in den Bayerlschen Wald ein Toskanahaus bauen und ihren Hunger bei McDonalds stillen. Die haben sicher keinen Einwand gegen rheinischen Karneval oder amerikanisches Halloween. Andererseits sind die Kulturimporteure schnell am Schlagbaum, wenn Menschen aus anderen Kulturen zu uns kommen. Da sind sie sich gewiss, dass die nicht hierher gehören. Aha! Wenn ich ein potentieller Asylant wäre, dann würde ich mir schnell mal einen neuen Brauch ausdenken, den die niederbayerischen Fördervereine in ihrer Geldgier unbedingt in die Tat umsetzen werden und dann gibt es künftig eventuell am Karfreitag eine Hinrichtungsparty auf dem Dorfplatz als Megaevent, mit Komasaufen und Hirnlosbespaßung, Hauptsache die Kasse stimmt und der Irrsinn greift weiter um sich.