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Hinterfotzing

Kommt der Maulkorb?

Hinterfotzinger Verwaltung erwägt eine Beschränkung der Wortflut für Bürgermeister

Das wäre ein Novum, wenn ein Bürgermeister in seinem Redefluss eingebremst würde, aber angesichts der zu erwartenden Wortflut nach dem Amtswechsel macht man sich jetzt nicht nur Sorgen sondern Gedanken, wie man der Wortpandemie Herr werden könnte. Aber so einfach ist das gar nicht, denn alle bisher getesteten Wortzähler erwiesen sich als ungeeignet, weil sie den Abstand zwischen den Wörter nicht erkennen konnten. Beim Neuen geht ein Wort monoton in das nächste über. Es konnte jedoch sein, dass der russische Geheimdienst hier eine Lösung in Petto hat. Angeblich ist es den Russen gelungen, Bairisch per Computer zu erkennen. Ob allerdings Moskau den Hinterfotzingern zu Hilfe eilt, darf gelinde gesagt bezweifelt werden.

Aber eine Lösung muss her, so der geschäftsleidende Beamte im Rathaus, sonst werden die Gemeinderäte wahnsinnig. Selbst einem Ertrinkenden im Ozean wirft man einen Rettungsring zu, umsomehr einem gewählten Mandatsträger. Doch drängt die Zeit, denn der Amtswechsel steht in wenigen Tagen an und der Verdacht, dass sich im Sprachzentrum des Neuen bereits ein enormer Druck aufgebaut hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Den neuen Gemeinderäten wurde seitens der Verwaltung empfohlen, sich in den nächsten Tagen bei Regen ins Freie zu stellen um sich an den Schwall zu gewöhnen. Vertraut man dem aktuellen Wetterbericht, so wäre der Donnerstag wohl ein idealer Eingewöhnungstag.

Als Übergangslösung werden nun Coronamasken mit Wortfilter beschafft. Die stellt ein Schweigekloster in den Pyrenäen her. Ob sie aber noch rechtzeitig ankommen, ist die große Frage. Da aber während der lokalen Pandemie nur die Hälfte des Dorfrates tagt, können sich die Räte abwechseln und haben dann ausreichend Zeit sich von den Wortschwällen zu erholen. Jedenfalls scheint der weitere Abstieg Hinterfotzings zur Bedeutungslosigkeit für mindestens sechs Jahre gesichert und darum geht es, denn nichts schont die Umwelt Hinterfotzings mehr als Abwanderung.

Weniger Druck kommt indes von der Opposition. Sie glaubt, dass die Aussichten auf eine erfolgreiche Abstimmung zur Durchführung der Beschränkung der Wortflut sich mit jeder Sitzung verbessern. Es bleibt also spannend.

Söderismus verliert an Rückhalt

Immer mehr Menschen wollen das Leben zurück

Du musst mir das nicht glauben, aber heute Nachmittag war in einer beliebten Ausflugswirtschaft in der Gemeinde Hinterfotzing der Bär los. Es mögen an die fünfzig Radfahrer gewesen sein, die sich gemütlich auf der Wiese mit Bier, Kaffee und Kuchen, sowie Brotzeit nieder ließen. Ein lustiges Völkchen, vielleicht sogar mit Söderabstand. Aber wahrscheinlich nicht. Ist es ein Wunder? Corona findet einfach kaum statt. Kann ja sein, dass Corona nachtaktiv ist und dann bist du bei Tag ja auf der sicheren Seite. Also was heute alles an Radler unterwegs war, bricht sämtliche Sommerrekorde. Aber Sport ist halt erlaubt, also draußen. Mensch sind wir sportlich geworden. Da wird sich die Corona aber ganz schön anstrengen müssen, dass wir im Angstmodus bleiben. Ab Montag Maske, sonst bekommst du keine Leberkassemmel mehr. Aber das wird den Freiheitsdrang auch nicht aufhalten. Söder muss zurückrudern, auch wenn er die 50% Marke nicht erreicht und weiterhin Hubsi, den Selbsterwählten dulden muss. Denn eines nicht allzufernen Tages werden die Bürger keine Lust mehr auf Panikmodus haben und ihr Recht auf Normalität fordern, auch wenn sie Corona wie einer Grippe entgegentreten müssen. Eines nicht allzufernen Tages gibt es auch wieder eine Klimakrise und außerdem all die ganz normalen Probleme. Freilich, dann kommt das Coronafinanzierungsproblem hinzu und das wird vermutlich nicht lustig. Könnte sogar auf Tabularasa hinauslaufen. "Gehe zurück auf Start, gehe nicht über los!" und das Hotel in der Schlossallee ist futsch. Aber du hast die größte Gefahr seit dem zweiten Weltkrieg überlebt, also sei froh und trauere den Moneten nicht hinterher. Ja, schau'n wir halt mal, wie der Kater nach dieser kollossalen Party ausfällt. Ich hoffe ja innständig, dass diese Pandemie wieder weggeht, heute hatte ich sie auf einmal im linken Knie. Und das sage ich dir: Eine Pandemie im linken Knie, die haut dich auf das Kanapee, darauf kannst du Sagrotan nehmen. 

Dorfladen im Wartungsmodus

Herr Elvau schon vor Amtsantritt im Lösungsnotstand

Es ist ein Skandal, der beliebte neue Dorfladen von Hinterfotzing ist im Wartungsmodus. Keine Kunden, keine Angebote, kein Geschäft, nur gähnende Leere. Dabei ist um den alten Laden schon ein bisserl schad, den der war eigentlich recht freundlich hergerichtet und hätte grad jetzt in diesen hirninfizierten Zeiten seine Vorteile voll ausspielen können, aber die Rosendornen umranken ihn seit Jahren. Ist ein bisschen wie die Läden in den Westerstädten, wo das Schild im Wind knarzt und die Spinnweben in der Eingangstür hängen. Aber so ist das öfter. Du kaufst dir ein Motorrad und stellst plötzlich fest, dass du keinen Führerschein hast. Beim alten Dorfladen war es eher die Ignoranz der Zukunft und das mangelnde Interesse der Verantwortlichen. Man könnte sogar sagen "des Verantwortlichen", denn es war der Vorsitzende des Wirtschaftsrings, der die Lust daran verloren hatte. Ja, es war Herr Elvau.

Das Rennen auf der Zielgeraden aufzugeben ist aber nicht seine Erfindung, das hat in Hinterfotzing Methode. So war das auch mit der großen Dings-Aktion, die der bald scheidende Dementsprechend mit der Tourismusverdingsbums von der Uni zur Entrauchung gemacht hat. Als das Projekt fertig war, war auch das Geld aus und Werbung musste entfallen, damit das Projekt. Zigtausende Euronen in den Sand gesetzt. Warum? Es war nicht sein Projekt, es war  der Tourismusverdingsbums und vermutlich hatte er dementsprechend auch keine Ahnung von wasauchimmer, wie denn auch. Und jetzt der Herr Elvau das gleiche Massaker. Aber vielleicht doch noch nicht Herr Elvau sondern immer noch Dementsprechend.

Egal! Aber siehst du, wenn dir in einem Wahlkampf eine Domain abhanden kommt, weil du zu viel um die Ohren hattest oder auch vergessen hast, das kann ja alles passieren. Jemand also dir die Domain vorwitzig weggeschnappt hat und du weißt sogar wer. Aber du bist nicht dazu fähig, mit dem Vorwitzigen Kontakt aufzunehmen und über die Domain zu verhandeln, dann musst du dir schon die Frage gefallen lassen, wozu du überhaupt fähig bist, wenn du nicht mal so eine Lappalie lösen kannst. Dieser Frage musste sich Herr Elvau bislang nicht stellen, weil alles Vasallen, aber sie kommt.

Es gibt Dinge, die kannst du mit Excel lösen, aber die meisten eben nicht. Und wenn ein Bürgermeister die meisten Dinge nicht lösen kann, dann wird die Frage nach der Eignung schnell zum zentralen Thema, auch in den eigenen Reihen und selbst Vasallen können aufbegehren. Und dann? Siehst du, da liegt das Problem. Ich weiß genau, dass der Mt. Everest ein paar Nummern zu hoch für mich ist. Und es ist gut, wenn man das weiß, denn viele bestürmen den Mt. Everest, für die er auch ein paar Nummern zu hoch ist, aber sie erkennen ihren Irrtum zu spät. Wenn aber andererseits Bürgermeistersessel nur mit geeigneten Kandidaten besetzt würden, blieben viele Sessel leer, so wie der Everest einsam wäre. Das ist so. Hirn wächst nicht durch Wahlergebnisse. Du musst halt im Leben oft einen Kompromiss eingehen. Ist ein leerer Verkehrsministersessel besser als ein bescheuert Besetzter? Aber sogar diese Frage würden sowohl der Scheidende als auch Herr Elvau mit "bescheuert besetzt" beantworten. Und das ist die Tragik. Also  die fehlende Fähigkeit Situationen mit Eigenhirn und ohne Parteiverordnung zu beurteilen. Weil es halt so praktisch ist, Meinung von der Partei zu übernehmen. Das überfordert den eigenen Denkapparat nicht. Aber das ist fatal, denn auch noch so regelmäßige Sportschau ersetzt keinen Sport.

Das hilft aber jetzt dem Dorfladen nicht. Egal ob Alter oder Neuer, funktionieren muss er und finden muss man ihn. Während der alte nicht gefunden wird, ist der neue geschlossen. Das ist also eine typische lose-lose-Situation und maximal weit von einer win-win-Situation entfernt. Außerdem ziemlich peinlich. Und das alles nur, weil weder der Alte, noch der Neue in der Lage ist, auch nur die einfachsten Probleme durch Reden aus der Welt zu schaffen. Gut, der Alte wenn redete, dann drehen sich die Augen der Zuhörer bis ins Weiße. Der neue wenn redet, dann denkst du spontan an einen Wasserfall und lullst weg. Phänomänal ist aber, dass beide der Meinung sind, gute Redner zu sein. Wäre mir die Fähigkeit dieser grandiosen Selbstüberschätzung gegeben, würde ich wohl fataler Weise den Everest besteigen.

Maximale Selbstblamage

Über die Ankündigung des digitalen Nichts

Hinterfotzing hat einen neuen Marktplatz, also keinen echten, freilich hat es auch einen Echten, aber der ist nicht neu, einen neuen unechten hat es jetzt und zwar einen virtuellen, also einen im Internet, das habe ich heute ganz laut im Hinterfotzinger Amtsanzeiger lesen können und da war ich auch mal gleich neugierig und tippte die Adresse in den Browser ein. Und siehe da: Nix! Zweiter Versuch: auch nix und der dritte wieder nix. Im Amtsanzeiger also die Ankündigung des digitalen Nichts. Du braucht's nicht immer andere, dass sie dich blamieren, das kannst du auch selber mit ein bisschen Mühe. Und da hat sich die Gemeinde Hinterfotzing schon überhaupt nicht lumpen lassen. Wenn Blamage, dann maximal, das sieht man auf den ersten Blick. Aber siehst du, das komplettiert doch perfekt die Galerie der verkorksten Projekte. Schau mal, wenn du in München ins Valentinmuseum (eigentlich Valentinmusäum) gehst, dann erwartest du auch auch alles Mögliche außer Vernunft und so muss man das in Hinterfotzing auch sehen. Es muss doch wirklich nicht immer um Vernunft gehen. Grad jetzt in diesen coronalen Zeiten tut doch ein bisschen Humor ganz gut. Das wäre doch eine Gaudi, wenn man die Eröffnung eines Konzertsaals ankündigt, so mit "endlich ist er fertig!" und alle kommen und dann ist noch nicht mal die Baugrube ausgehoben, geschweige denn der Grund gekauft. Freilich, 1. April muss halt sein, aber der war heute nicht. Praktisch kam die Information um 21 Tage zu spät. Und drum sag ich dir: Man muss sich nicht immer an so Konventionen wie 1. April halten. Warum soll Schabernack einzig und allein dem 1. April gehören? Kann doch ebenso mal der 22. sein. Aber Schabernack und Hinterfotzinger Politbüro, nein, bei dermaßen viel Eigenwichtigkeit gibt es keinen Schabernack. Deshalb gilt trotz aller Möglichkeiten hier ausschließlich das Prinzip "peinlich". Vielleicht kommt er ja, der neue Digitalmarktplatz, vielleicht wird er aber auch ein Rohrkrepierer, das wäre ebenfalls nichts neues. Rohrkrepierer haben sogar den Vorteil, dass mit diesem Rohr auf keinen mehr geschossen wird, also friedensstiftende Maßnahme. Im Mai beginnt eine neue Ära, Anton Sturbacher geht, Herr Elvau kommt. Wird's besser? Man muss abwarten. Jeder verdient seine Chance. Bislang kann man feststellen, dass Herr Elvau von sich nicht ständig als "der Bürgermeister" spricht, was Sturbacher mit nervtötender Regelmäßigkeit und dementsprechend tat. Ob nun Herr Elvau den Sturbacher zum Ehrenbürger ernennen lässt, darf man getrost erwarten. Aber die Kosten einer Ehrenbürgerschaft belaufen sich maximal auf ein Abendessen pro Jahr, das kann man sich ungeachtet der dementsprechenden Leistung leisten.

Der König mit dem schauderbaren Blick

Ein Märchen aus dem Rautenland

Es war einmal ein König, der regierte schon sehr lange im Rautenland. Viel zu lange, wie der Königssohn meinte aber der alte König dachte gar nicht daran aufzuhören denn das Regieren im Rautenland war schön. Überall und immer gab es Feste, wo der König immer ein Freibier bekam. Aber das Bier war dem alten König gar nicht so wichtig, ihm war wichtig, dass er wichtig war und als König bist du sehr wichtig. Aber genau das wollte auch der Königssohn, obwohl der schon Bier mochte. Und so kam es, dass der alte König dem Königssohn Platz machen musste. Er wurde des Landes verwiesen und musste bei den Preußen in Berlin leben.

Wer sich an die Macht putscht, der verliert Freunde, das musste der frischgebackene König bald feststellen und er verlor sehr viele Freunde. Außerdem legte sich der frischgebackene König einen besonders schauderbaren Blick zu, um königlichen Eindruck zu machen. Aber schon bald musste er sich einen kleinen König mit seltsamer Aussprache zur Seite stellen lassen. Doch  die Aussprache störte den frischgebackenen König nicht, denn seine war auch für viele Untertanen schwer erträglich und passte nicht so recht ins Rautenland. Ihn ärgerte, dass er diesen Knilch überhaupt dulden musste.

Vieles hat er probiert, aber nichts gelang ihm. Die Zahl seiner Freund schmolz dahin. Viele Ex-Freunde huldigten nun einer intriganten Gruppe, die nicht die Herrlichkeit des Herrschers, sondern von Bienen und anderen Verzichtbarkeiten pries. Selbst als der König auch zum Bienenliebhaber wurde, änderte sich das nicht. Sie glaubten ihm nicht, unterstellten ihm sogar vorgetäuschte Bienenliebe. Also ersann er eine Bedrohung, machte ordentlich auf Panik und versetzte sein ganzes Volk in Angst und Schrecken. So dass der Bruder dem Bruder nicht mehr traute und die Mutter der Tochter. Die Menschen schlossen sich ein und verließen das Haus nur mehr mit verborgenen Gesichtern.

Frau und Mann misstrauten sich ebenfalls und zeugten keine Kinder mehr, dadurch leerten sich zunächst die Kindergärten, dann die Schulen und schließlich die Betriebe. Das Volk im Rautenland wurde alt und älter, schließlich immer weniger. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann hilft das auch nichts mehr.

Bayern schaltet ab

Rosen umranken an Grenzen die Schranken

Während man in Deutschland über Lockerungen nachdenkt, hat das südliche Nachbarland der Bundesrepublik nun einen Maulkorberlass verhängt. Wer sich schon mal mit einer Maske artikulieren musste, weiß, wie prägnant die Aussprache sein muss und wie unmöglich der außerhalb Münchens lebend Maskenbayer von einem Hochdeutschen verstanden werden kann. "Was will er?" "Hat er Deutschland soeben den Krieg erklärt?" Das kann man unmöglich riskieren. Aus diesem Grund wird Bayern nun abgeschaltet. Bayern findet ab sofort nicht mehr statt.

Wie im Märchen erstarrten die Bayern noch in der Bewegung. So blieb sogar ein Fallschirmspringer in der Luft hängen. Die Abgeordneten schlafen im Plenarsaal, gut, das ist nicht neu. Und sogar der Ministerpräsident sitzt nun mit dauererhobenem Verbotsfinger auf dem goldenen Thron der Staatskanzlei. Patrollierende Gesundheitsbürgerwehren stehen mit anklagendem Blick am Gartenzaun eines grillenden Nachbarn, der die Flasche Bier prostend erhoben hält. Die meisten Ampeln sind auf rot hängen geblieben, wenige auf grün. Auch Verschwendungsminister Scheuer blieb mit seinem bayerischen Boliden auf der A9 und ohne Tempolimit stehen. Nichts regt sich mehr. Nur die Haare wachsen beharrlich weiter. Von Tag zu Tag wuchern die Rosenranken an den Grenzen höher und höher, so dass kein Durchkommen mehr möglich scheint.

Da in dieser Situation die Sache mit dem goldenen Ball im Brunnen nicht hilft, muss wohl der Dornröschenprinz her. Aus diesem Grund hat die bayerische Bischofskonferenz die Annulierung der Ehe des Prinzen mit Dornröschen genehmigt, was der betagte Prinz begrüßte, da Dornröschen mittlerweile kein Röschen und auch keine Rose, sondern höchstenfalls ein fettes, borstiges und ständig meckerndes Dornengestrüpp ist. Außerdem stellte der Prinz nach sechzig Ehejahren fest, dass er eigentlich schwul ist und der bayerische Ministerpräsident gefällt ihm schon länger. So sattelt er sein ergrautes Pferd, gürtet sich mit dem rostigen Schwert um Bayern wieder wach zu küssen. Im letzten Moment fiel ihm ein, die Zahnprothesen mitzunehmen. Seit zwei Wochen schleppen Pferd und Reiter sich nun im Schneckentempo gen Bayern in der Hoffnung, dass der Prinz das Schwert überhaupt noch aus der Scheide ziehen kann. Und wenn sie nicht ankommen, dann schlafen wir eben weiter.

Wo ist das E?

Nach 1989 erneut Kompassprobleme

Mei war des schön, mit der Wiedervereinigung. Heut noch stinkt er mir, dass ich in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 nicht nach Berlin gefahren bin. Einfach ins Auto und in einem Stück durch und Geschichte erleben. Aber wir haben es ja alle nicht geglaubt. Wir hielten es für einen Ausrutscher. In meinem Geburtsjahr wurde die Mauer gebaut, also war für mich immer Mauer und der Willi Brand mit seiner Forderung nach Wiedervereinigung ein Phantast. Immerhin waren wir ja außerhalb der Mauer, also in Freiheit. Wobei die Berliner Mauer in Hinterfotzing relativ wurst war, wir hatten den Eisernen Vorhang, also eine Welt ohne Norden, ohne "N". Im Dezember 1989 wurde die Grenze zur Tschechoslowakei geöffnet. Die samtene Revolution im Nachbarland beendete das kommunistische Regime und damit den Eisernen Vorhang. Die Reise zu den tschechischen Nachbarn wurde so einfach wie ein Ausflug nach Österreich. Ich sehe die Gesichter der Grenzbeamten noch vor mir, die ihre aufgezwungene Tatenlosigkeit nicht begreifen konnten. Was für ein Segen für Europa war dieses Jahr 1989. 

Und nun fehlt plötzlich das "E" auf dem Kompass. Zwar gibt es keine Minenfelder und keinen Schießbefehl, auch keinen Stacheldraht und keine Mauer, aber es ist verrammelt. Felix Austria plötzlich auf dem Mond in infektionssicherer Entfernung. Man muss das nicht verstehen, dass man ein Land mit identischen Sicherheitsbestimmungen nicht mehr besuchen darf. Teile des gesunden Menschenverstands sind zur Zeit außer Kraft gesetzt. Und wenn man sieht, wie der bayerische Obersöder schauen kann. So als wäre er Herr über Corona. Dabei sollte ihn die Angst plagen, wie er aus dem Dilemma wieder raus kommt.

Der Grippewelle 2017/18 fielen in Deutschland 25.000 Menschen zum Opfer. Also mehr als in China wegen Corona gestorben sind. Den Medien war das nicht viel Sendezeit wert. Heuer ist alles völlig anders. Ein Katastrophenverhinderungsplan wurde in Gang gesetzt, der seinesgleichen noch nicht erlebt hat. Überreagiert? Schwer zu sagen. Aber selbst die Corona-Todesrate in Italien geht nicht über die Zahlen der Grippe 2017/18 hinaus. Freilich, es trifft hauptsächlich die Alten, die Vermögenden, die Vererber. Klar wollen die maximalen Schutz und noch möglichst viel vom Erbe verprassen. Also einen Impfstoff und bis dahin maximale Infektionsverhinderung. Aber die Geschichte lehrt, dass noch keiner lebend aus der Kiste Leben heraus kam. Nicht mal mit noch so viel Geld. Und die Geschichte lehr auch, dass es nicht nur alte Leute sind, die an einer Grippe sterben, sondern es trifft auch Junge. Aber Grippe verhindern zu wollen ist den Wind aufhalten zu wollen oder einen Fluss. Man kann Widerstand leisten, aber aufhalten? Niemals.

Wir sind Teil des unfassbar vielfältigen Lebens auf unserer Erde, nur ein Teil, auch wenn wir uns gerne als die Krone der Schöpfung sehen. Erreger sind auch ein Teil und dass es Mechanismen gibt, Epidemien zu bekämpfen und für einen Ausgleich zu sorgen konnte die Forschung schon vielfältig belegen. Was, wenn das große Ganze den Menschen als Epidemie betrachtet?

Volksfestabsagen

Die wahren Gründe

Bis in den August hinein werden landauf, landab die Volksfeste abgesagt. Wahrscheinlich trifft es auch noch das Oktoberfest. Offizielle Begründung: Corona. Freilich haben auch viele Brauereien coronafrei gemacht und dadurch weniger Bier produziert, aber das hätte man aufholen können. Das eigentliche Problem ist der gestiegene Heimkonsum. Mittlerweile ist es jedem Stammtischbruder klar, dass es eine Zeit nach Corona geben wird und zwar schon ziemlich bald. Und stell dir einmal vor, so ein Stammtischbruder sitzt wochenlang abstinent daheim und trinkt dann beim ersten Stammtisch im Zeitalter der Vernunft das gewohnte Stammtischquantum. Dem dreht's die Füße weg, dass du gar nicht so schnell reagieren kannst und dann knallt er vielleicht mit dem Gebiss auf den Bordstein, dass die Zähne als Querschläger davonjaulen. 

Ein verantwortungsbewusster Stammtischbruder geht dieses Risiko nicht ein und versucht das Stammtischbierniveau daheim aufrecht zu erhalten. Und mal ehrlich: Es gehen doch sogar schon die Wochentage verloren, wenn jeden Tag Samstag ist. Also wird zur Sicherheit jeden Tag eine Heimstammtischprobe angesetzt. Da schmilzt so ein Kasten schneller dahin als das Eis im Frühling und die Getränkefahrer müssen sich von früh bis spät abrackern. Selbstredend leert das die Getränkevorräte und das Bier wird knapp. Wie machst du jetzt aber ein Volksfest mit knappen Bier? Da brauchst du gar nicht erst aufsperren, denn wenn der Vollgesoffene auf einmal vor dem Nichts sitzt, steigt sein Aggressionspegel dramatisch an und er wird in wüste Beschimpfungen bis hin zu Tätlichkeiten ausrasten. Im Normalfall kein Problem, denn du stellst ihm seine zwölfte Mass hin und er schläft seelig ein. Wenn du aber kein friedenstiftendes Bier mehr hast, dann muss die Situation zwangsläufig in eine Rauferei ausarten.

Freilich hätte man auf das Bier mit dem führenden "Ö" zurückgreifen können, das ja momentan nicht so einfach in das Land mit dem führenden "Ö" transportiert werden kann, aber damit würde man das Problem lediglich in das Land mit dem führenden "Ö" verlagern und zwar in sehr viele Wirtshäuser, die in dem Land mit dem führenden "Ö" als Garagen bezeichnet werden. Ein unkalkulierbares Risiko. Außerdem wird schon lange vermutet, dass das Bier mit dem führenden "Ö" ein Feldversuch in dem Land mit dem führenden "Ö" ist und irgend ein Psychozeugs untergemischt wird. Aber bitte nicht weitersagen, weil nur Vermutung.

Hinterfotzings 3. Bürgermeister hofft jedenfalls, dass die Heimsauferei bald wieder vorbei ist, weil Bier in ein Festzelt zu bringen weit weniger auf's Kreuz geht als Bier in die privaten Kellerbars zu schleppen.

Schweineschnitzel vom Schwein

Die Erklärbarkeit der Selbstverständlichkeit

Wenn ich mir eine Leberkassemmel (das a ist kein Schreibfehler, sonder Dialekt) kaufe, dann will ich gar nicht wissen, woraus der Leberkas gemacht ist. Eine Leberkassemmel schmeckt mir, ich bin daran bislang nicht erkrankt oder verstorben und sollte ich mich mal tatsächlich erbrochen haben, dann lag es sicher nicht an der Leberkassemmel, sondern unter Umständen an der flüssigen Beilage. Aber so weit ich mich entsinne, musste ich dieses Schicksal im Zusammenhang mit dem Verzehr einer Leberkassemmel nie erleiden. Wobei nun auch das schon wieder nicht stimmt, weil man wirklich selten "eine" Leberkassemmel isst, sondern zwei. Zwei ist eine gute Mahlzeit. Eine ist ein Magentratzerl oder ein Frauengericht, denn Frauen essen nicht zwei Leberkassemmeln, sondern aus Prinzip nur eine, weil zwei! Ja wo denkst du hin und dann verdrehen sie die Augen immer so entsetzt, als könnten sie sich das nicht mal ansatzweise vorstellen, dabei könnten Frauen durchaus zwei, vielleicht sogar drei verdrücken, aber Frauen denken nicht an den Leberkassemmelgenuss sondern an die Kalorien. Ja, was glaubst du! Frauen genießen nach Kalorientabelle. Salat steht ganz oben auf der Genuss-Skala, aber bitte nicht zu viel Öl. "Und könnte ich anstelle der Putenstreifen vielleicht ein paar scheiben Käse haben, ohne Fett bitte und wirklich nur eine Messerspitze Öl!" Wenn ich mir eine Leberkassemmel - also zwei - kaufe, dann darf der Leberkas schon ordentlich dick sein. Ich käme gar nicht auf den Gedanken "mei können's mir den Leberkas bitte hauchdünn schneiden!" Da könnte ich ja gleich eine Semmel essen, obwohl Semmel, "mein Gott, so eine Kalorienbombe!" Ja Essen ist für manche zum Feind geworden. Also richtig mit Appetit. "Wie kannst du so viel essen?" "Nein, nach 15 Uhr esse ich grundsätzlich höchstens einen Salat, aber ganz wenig Öl, eine Messerspitze höchstens." Ganz oben auf der Genussliste steht bei mir Rindersteak, medium. Röstkartoffeln passen gut dazu. Auch Wienerschnitzel steht hoch im Kurs, aber wirklich Wienerschnitzel, also vom Kalb. Wienerschnitzel vom Schwein ist kein Wienerschnitzel sondern ein Schweineschnitzel, liebe Wirte. Neulich entdeckte ich auf einer Speisekarte ein Schweineschnitzel vom Schwein. Das ist zwar gut gemeint, aber gleichzeitig zu viel des Guten. Woraus soll es denn sonst gemacht werden? Gut, das weiß man in der heutigen Zeit nicht mehr mit Sicherheit. Kann sich ja mal ein Pferd im Rindsgulasch verlaufen oder ein entflohenes Kamel. Aber das würde natürlich nicht auf der Speisekarte stehen.

Dürre

Regen wegdrainiert

Heute war ich im Wald und habe eine Fuhre bereits gespaltener Meterscheite heimgebracht. Auf dem Waldweg zog ich eine Staubwolke hinter mir her. Wohlgemerkt: im April. Normalerweise fahre ich im April nicht in diesen Wald, weil zu nass, zu viel Dreck. Die Ameisen waren emsig in der warmen Sonne. Auf dem Weg zum Wald ein Straßengraben, staubtrocken, dann strömt aus einem Plastikrohr armdick Wasser in den Graben und macht sich nach der Straßenunterführung durch einen maximal geraden Graben flugs auf in den Bach. Der ist nicht begradigt, Glück gehabt. Das armdicke Wasser kommt aus einer Wiesendrainage. Die Weise staubtrocken und trotzdem fließt noch Wasser ab. Ich machte mal eine Zeitrafferaufnahme von Wolken. Da war wunderschön zu sehen, dass sich die Wolken jederzeit neu bilden, sie werden durch Verdunstung des Bodens gespeist. Geht das auch mit staubtrockenen drainierten Wiesen? Weiß ich nicht, aber wenn, dann deutlich schlechter. Kann es also sein, dass weniger Regen auch mit Maximalableitung des Wassers zusammenhängt? Mit drainierten Wiesen? Mit begradigten Bächen und Flüssen? Mit trockengelegten Sümpfen? Warum nicht? Weniger Wolken, weniger Regen. Leuchtet mir zumindest ein. Neulich ein Foto in der Zeitung mit Drainageleitungen auf einem Golfplatz. Nun ja, wenn wir es uns tatsächlich leisten wollen, einen Golfplatz zu entwässern und gleichzeitig zu bewässern, dann haben wir die Dekadenzschwelle wohl schon überschritten. Dass die Gesamterschließung mit Fernwasser auch mal in die andere Richtung gehen könnte, mit diesem Gedankengang wurde ich vor langer Zeit ausgelacht. Aber wer zuletzt lacht, hat leider keinen Grund zu lachen. Höchstens die bittere Erkenntnis, es damals schon erkannt zu haben. Ist halt schwierig, Behörden mit Zukunftsvisionen zu konfrontieren. Was Behörden begreifen, muss in ein Formular passen. Wer das begreift, begreift auch, dass Behörden nicht von der Leine gelassen werden dürfen. Nicht bevor es für alles und jedes ein Formular gibt. Also ein dementsprechendes Formular. Und so ein Formular, das alles und jedes berücksichtigt, das musst du erst mal formulieren. Und wenn du endlich damit fertig bist, ist es schon überholt, denn überholt sein ist ein wesentliches Merkmal von Formularen. Und jedes Formular muss in alle Richtungen abgesichert sein. So gab es neulich auf der Website der Gemeinde Hinterfotzing ein Formular zum Download, das man ausfüllen musste, wenn man in die Dorfratsitzung gehen wollte. Da stand drinnen, dass die Gemeinde sich verpflichtet, die Daten nicht an ein Drittland weiterzugeben. Von einem Zweitland stand aber gar nichts drin und auch nicht von einem Erstland. Da war mir klar, dass meine Daten sehr wohl an ein Erst- und Zweitland weitergegeben würden aber Gott sei Dank nicht mehr an ein Drittland. Ich habe keine Ahnung, wie lange man Beamtendeutsch studieren muss, bis dir so ein Irrsinn gelingt. Auf alle Fälle liegt es in einer Dimension, wo man den normalen Menschenverstand längst abgegeben hat. Auf alle Fälle habe ich aus Datenschutzgründen vorsorglich darauf verzichtet, die Dorfratsitzung zu besuchen. Was jetzt weder Erst- noch Zweit- noch Drittland erfahren haben.

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