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Hinterfotzing
Der Pumpspeicherdenkfehler
Warum Pumpspeicherkraftwerke unrentabel sein müssen
Pumpspeicherkraftwerke, das ist doch Dinosauriertechnik! Ja klar, stimmt! Aber sie funktioniert. Wenn man überschüssigen Strom hat, dann kann man damit Wasser auf ein höheres Niveau pumpen, von wo man es wieder durch Turbinen schicken und Strom erzeugen kann.
Allerdings geht da jede Menge Strom verloren. Denn Elektromotoren, die zum Antrieb der Pumpen gebraucht werden, haben einen Wirkungsgrad von etwa 90% und auch die Generatoren, mit denen man die Energie des herabstürzenden Wassers wieder in Strom zurückwandelt, haben etwa 10% Verlust, also bekommt man ca. 80% wieder zurück. Das ist eigentlich gar nicht mal so schlecht. Aber wie sieht es mit der Energie aus, die für den Bau eines Pumpspeicherkraftwerks benötigt wird? Die Energie für die Herstellung der Baumaschinen, für den Treibstoff, Beton, Stahl, Technik und so weiter. Dazu sind verlässliche Informationen schwer zu bekommen. Sicher ist nur, dass sehr viel Energie aufgewendet werden muss, bis ein Pumpspeicherkraftwerk betriebsfertig dasteht. Man müsste nun die Laufzeit eines solchen Kraftwerks auf die Energieerzeugung umlegen, dann könnte man den tatsächlichen Wirkungsgrad berechnen.
Genau da fängt der Denkfehler an. Denn natürlich ist der Wirkungsgrad am höchsten, wenn maximal viel Strom mit dem Kraftwerk erzeugt wird. Und wenn so ein Pumpspeicherkraftwerk unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten errichtet und betrieben wird, dann ist bei maximaler Stromproduktion auch die höchste Wirtschaftlichkeit zu erreichen.
Baut ein Energiekonzern ein Pumpspeicherkraftwerk, dann geht es vor allem um die Wirtschaftlichkeit, denn Energiekonzerne sind wirtschaftliche Unternehmen.
Strom aus Deutschland, Österreich und Frankreich wird an der Strombörse in Leipzig gehandelt. Strombörsen regeln wie Aktionbörsen den Strompreis durch Angebot und Nachfrage. Allerdings sind die Schwankungen bei Strombörsen viel kurzfristiger und extremer. So ist Strom am Tag in der Regel viel teurer, als während der Nachtstunden. Will man aus einem Pumpspeicherkraftwerk möglichst viel Profit gewinnen, muss man möglichst häufig mit billigem Strom Wasser hochpumpen und mit dem Wasser möglichst teuren Strom produzieren.
So einfach diese Idee klingt, ist auch das Konzept der Pumpspeicherkraftwerke. Allerdings ist seit der Liberalisierung des Strommarktes der Strompreis ziemlich tief gefallen. Nur nicht für die Verbraucher, aber das ist eine andere Geschichte politischer Unfähigkeit. Jedenfalls bekommen die Stromproduzenten, wenn sie keine Strompreisgarantie haben, an der Börse aktuell viel weniger Geld und deshalb sieht die Wirtschaftlichkeit von Pumpspeicherkraftwerken nicht mehr so rosig aus.
Aber wir brauchen Energiespeicher für eine stabile Versorgung. Hier rächt sich halt das jahrzehntelange Festhalten an der Kernenergie. Die hat unheimlich viel Geld verschlungen, das für die Erforschung alternativer Technologien fehlte. Dass die Kernkraftbetreiber aktuell auch noch versuchen, die Kosten für Endlagerung und Rückbau der Kraftwerke auf die Allgemeinheit und damit die Steuerzahler abzuwälzen, ist kaufmännisch betrachtet natürlich äußerst sinnvoll für sie, aber moralisch betrachtet eine Sauerei. Trotz des Dornröschenschlafs in der Energiespeicherung gibt es durchaus wirksame Technologien und es wird kräftig weitergeforscht. Aber das Puffern von Energie funktioniert betriebswirtschaftlich nur dann, wenn der gepufferte Strom bei Bedarf dermaßen hohe Preise erzielt, dass sich die Speicherung lohnt. Praktisch wie eingelagerter Wein. Je mehr und je länger ein Speicher Strom hortet, umso höher müsste der Preis sein. Eine Preisgestaltung, die eine Strombörse zunichte macht. Also müssten Stromspeicher so finanziert werden, dass sie für die Bereitstellung und Einlagerung bezahlt werden. Aber wer sollte das bezahlen? Für die Energiekonzerne klingt das wenig verlockend.
Letztlich müsste der Steuerzahler in die Tasche greifen und seine Regierung damit beauftragen, das umzusetzen.
Es wäre natürlich viel einfacher, wenn man den Strommarkt nicht liberalisiert hätte, sonder die staatliche Hand darauf gelegt hätte, weil Strom viel zu wichtig ist, als dass man ihn dem globalen Würfelspiel der Konzerne zum Fraß vorwerfen hätte dürfen. Aber so ist es nun mal gekommen, weil es unheimlich schwer ist, verantwortungsvolle und dann auch noch fähige Politiker zu bekommen. Und wenn es diese Politiker tatsächlich gibt, würden sie vermutlich nicht gewählt, weil Korruptionslosigkeit schon sehr verdächtig ist.